Olympische Geschichte(n) aus Los Angeles 1932

Olympische Geschichte(n) aus Los Angeles 1932

An den Olympischen Spielen in London kommt dieser Tage niemand vorbei. Die Sportseiten der Gazetten quillen über, Fernsehen und Livestreams übertragen täglich dutzende Stunden und das Internet ist sowieso ganz Olympia. Allerdings wollen wir 80 Jahre zurückschauen auf die Olympischen Spiele von Los Angeles 1932 und speziell auf das Radsportprogramm. Diese Spiele waren noch ganz Amateurlike, nicht perfekt durchorganisiert und ohne medialen Overkill.

In London treten insgesamt 10.500 Athleten aus über 200 Ländern an und im Radsport – dem unser besonderes Interesse gilt – wird es 18 Entscheidungen geben. Die Spiele von Los Angeles nehmen sich aus der heutigen Perspektive mit knapp 1300 Athleten aus 40 Nationen dagegen wie ein beschauliches Sportfest aus. Das zeigte auch das überschaubare Radsportprogramm. Ein Straßenrennen, wie wir es heute kennen, gab es nicht und der olympischen Frauenradsport lag noch in weiter Ferne. Insgesamt wurden in nur fünf Wettbewerben die Besten ermittelt. Auf der Straße gab es als einziges Rennen ein 100km Zeitfahren und für die Mannschaftswertung addierte man die Einzelzeiten der jeweiligen Mannschaftsmitglieder. Auf der Bahn wurden die Gewinner im Sprint, 1000m-Zeitfahren, 4000m-Mannschaftsverfolgung und im 2000m-Tandemfahren ermittelt. Zeitgenössische Beobachter bemängelten allerdings die insgesamt dürftige Organisation der Wettkämpfe. Die Bahnwettbewerbe fanden im 90.000 Zuschauer fassenden Rose Bowl in Pasadena statt. Da er aber eine halbe Autostunde vor den Toren Los Angeles lag, kamen kaum Besucher zu den Wettkämpfen, denen mit endlosen Pausen zwischen den einzelnen Rennen auch noch jeglicher Schwung genommen wurde.

Das deutsche Radteam plagten im Vorfeld ganz spezielle Sorgen. Der BDR war schon damals chronisch klamm und konnte die vom Deutschen Reichsausschuß für Leibesübungen geforderten 1000,-RM Grundgebühr je Athlet nicht aufbringen, geschweige die Reisekosten der Equipe finanzieren. Auf verschlungenen Wegen gelang es den Filmmagnaten Carl Laemmle als Sponsor zu gewinnen. Dieser überwies 2500$ an den Reichsausschuß, allerdings ohne einen Verwendungszweck zu bestimmen. Der Reichsausschuß weigerte sich daraufhin das Geld für die Radsportler zu verwenden. In der Folge war es dem BDR nicht möglich die vorgesehenen Athleten nach Los Angeles zu entsenden. Allerdings fand man eine Notlösung und nominierte für das Straßenrennen vier in New York lebende Deutsche vom Deutsche Radfahrer-Club New York. So kamen Julius Maus, Hubert Ebner, Werner Lange-Wittich und Henry Trondle zu einem eher unerwarteten Olympiastart.

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