Salary Cap bei Profiteams

Salary Cap bei Profiteams

In einem Gespräch mit Le Telegramme sprach UCI-Präsident David Lappartient über die Möglichkeit von Budgetobergrenzen für Fahrergehälter bei Profiteams. Ziel soll dabei sein, dominante Teams zu verhindern und sportliche Ausgeglichenheit zu gewährleisten. Dabei soll es den Teams freistehen, die Höhe des Gehalts der Fahrer zu wählen, nur das zur Verfügung stehende Gesamtbudget wäre gedeckelt. Ganz unromantisch ist Profisport ein Business und wer am meisten bezahlt, gewinnt meistens auch. So bewegten sich die Budgets der Teams bei der Tour 2016 zwischen 3,5 Mill.€ (Fortuneo-Vital Concept) am unteren Ende der Skala bis zu 35 Mill.€ (Team Sky) am goldenen Ende und die Ergebnisse spiegeln dies wieder.

Im US-Sport sind Gehaltsobergrenzen, das Salary Cap, erprobte Praxis. Ziel ist auch hier die sportliche Ausgeglichenheit der Ligen. Dass es zu funktionieren scheint, zeigt ein Blick auf die Anzahl der Meisterteams in den verscheidenen Ligen. In der NBA (Basketball) sowie der NHL (Eishockey) gab es in den letzten zehn Jahren jeweils sieben verschiedene Meisterteams, in der NFL (Football) sogar acht Meisterteams. Zum Vergleich: in der Fußballbundesliga wurde in den letzten zehn Jahren siebenmal der FC Bayern München Meister wie auch in der Handballbundeslige der THW Kiel siebenmal Meister wurde.

Allerdings sind die verschiedenen Modelle des Salary Caps in den Ligen nicht unproblematisch. Das Hard Cap (NHL, NFL) setzt eine feste Gehaltsobergrenze für die Spielergehälter fest, die nicht überschritten werden darf. Allerdings unterläuft die NFL mit zahlreichen Boni das Salary Cap. Ein anderes Problem des Hard Cap lässt sich seit einigen Jahren in der NHL beobachten. Mit steigendem Erfolg werden die Teams zu teuer, um sie zusammenzuhalten. So verloren die Chicago Blackhawks nach ihren Titelgewinnen 2010 und 2015 jeweils ihren halben Kader.

Die NBA hingegen operiert mit einem Soft Cap und einer Luxury Tax. Hier können Teams die Gehaltsobergrenzen überschreiten, werden aber dafür bestraft. Sie müssen dann die Luxury Tax bezahlen. Diese ist progressiv gestaffelt – zahlt ein Team anfangs pro Dollar über dem Salary Cap noch 1,50$ Strafe, sind es bei 20 Mio. über dem Cap pro Dollar schon 3,75$. Für Wiederholungstäter steigen die Strafzahlungen noch einmal. Einen Teil der Einnahmen aus der Luxury Tax verteilt die Liga an die Teams, die das Salary Cap nicht überschreiten. Hier besteht also Möglichkeit erfolgreiche Mannschaften zusammenzuhalten, allerdings muss das Team abwägen, wie weit es finanziell sinnvoll ist. In den letzten Jahren haben sogar die reichen Teams vermieden zu sehr über das Salary Cap hinaus zu gehen. Es ist schlicht zu teuer. Was allerdings auch hier das Salary Cap unterlaufen kann, ist ein Gehaltsverzicht der Stars. Diese verdienen abseits des Sports oftmals mehr Geld. So hat Dirk Nowitzki regelmäßig auf Gehalt verzichtet, um dem Team den finaniellen Spielraum für bessere Spieler zu geben. Jüngst verzichtete Kevin Durant auf 10 Mio.$, um das Meisterteam der letzten Saison zurückzubringen.

Es gibt also mehrere Modell für eine Gehaltsobergrenze die mit kleinen Schwächen funktionieren und an denen sich die UCI orientieren kann. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die Sportligen in den USA geschlossene Veranstaltungen sind und die Teams Spielzeug von Milliardären und Investorengruppen. Der dort generierte Umsatz ist nicht direkt von Sponsoren abhängig. Das Geld kommt hauptsächlich aus riesigen TV-Verträgen, Merchandising und Eintrittsgeldern. Formatfüllende Werbebanner wie in Europa finden sich dort nicht auf den Trikots.

Der permanent klamme und von Sponsorengeldern direkt abhängige Radsport muss natürlich Wege finden, die Geldgeber bei Laune zu halten. Sky investiert den größten Geldbatzen, um den größtmöglichen Erfolg und die meiste Aufmerksamkeit zu generieren. Wäre Sky mit dem halben Erfolg bei halben Kosten zufrieden? Wohl eher nicht.

Ein hartes Salary Cap könnte potenzielle große Sponsoren abschrecken. Erfolg wäre weniger planbar und nicht mehr garantiert. Kleinere Teams, die oft darauf setzen Talente zu entwickeln, würden durch ein Hard Cap bestraft. Wer durch intensive Nachwuchsarbeit den nächsten Toursieger, Klassikergott und Sprintkönig entwickelt, kann deren Gehälter irgendwann nicht mehr mit dem Salary Cap vereinbaren. Ein weiches Salary Cap mit einer Luxussteuer könnte beide Seiten befriedigen. Große Sponsoren böte es genug Spielraum, um gute Teams zusammenzustellen. Für kleine Teams, die oft auf Nachwuchsfahrer setzen, wäre eine umverteilte Luxussteuer eine Art Ausbildungsvergütung. Allerdings sind das nur einige Aspekte und viele Wechsel- und Rückwirkungen würde erst die Praxis zeigen. Wie komplex z.B. die Regelungen in der NBA sind, kann man auf der Seite von Larry Coon sehen und dass für den Radsport ein weniger komplexes Modell nötig wäre, ist kaum zu erwarten.

Die Idee mit einer Gehaltsobergrenze ein ausgleichendes Element zu etablieren, bietet die Möglichkeit dem Radsport neue Spannung zu verleihen. Allerdings haben sich die verschiedenen Modelle im US-Sport über Jahrzehnte entwickelt und sind noch immer nicht widerspruchsfrei. Die UCI muss vor allem Wege finden, diese Idee allen Beteiligten schmackhaft zu machen. Das letzte Wort werden wahrscheinlich die großen Sponsoren haben. Würden sie Zweifel äußern, wäre die Idee vermutlich gestorben.

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