Dávid Szabó – Kurtz Rahmenbau – Budapest


Dávid Szabó aus Budapest ist ein Newcomer in der europäischen Rahmenbauszene, der mit viel Enthusiasmus und Liebe zum Detail seiner großen Leidenschaft nachgeht. In diesem Jahr wird er nach Berlin kommen und auf der Fahrrad Schau seine Räder vorstellen. Wir hatten in Vorfeld die Möglichkeit ihm einige Fragen zu stellen.

13.03.2014

Interview lesen

pcb: Dávid, erzählt uns kurz, wo du herkommst und warum du so gut deutsch sprichst?

Ich komme aus Krottendorf, dass vor dem Krieg von der deutschen Minderheit bewohnt wurde. Nach dem Krieg wurden die Ungarndeutschen ausgesiedelt, aber rund zehn Prozent, wie meine Großeltern, sind hier geblieben. Als ich geboren wurde, war das Dorf schon an Budapest angeschlossen, aber für mich wird es mein kleines Dorf bleiben.

pcb: Wie bist du zum Fahrrad gekommen?

Als kleines Kind fuhr ich mit den Rädern aus den sozialistischen Staaten viel auf unbefestigten, steinigen Straßen. Richtige Kinderräder gab es damals nicht, nur die sogenannten “Camping” Klappräder in 20“ oder 24″. Später habe ich ein oranges Bonanza-Rad, mit Bananensattel von meinen Verwandten aus Deutschland bekommen. Das erste Rennrad schenkte mir mein Vater zu meinem 18. Geburtstag. Es war ein Favorit, aus der ehemaligen Tschechoslowakei. Seitdem ist das Rennrad meine Liebe.

pcb: Wenn du Rad fährst, bist du dann mehr Alltags- oder Freizeitfahrer?

Früher habe ich in unterschiedlichen Ecken der Stadt gearbeitet und bin mit meinem City-Rad zur Arbeit gependelt. Aber heute arbeite ich als Rahmenbauer zu Hause, und bin jetzt ein Freizeitfahrer.

pcb: Warum hast du angefangen Räder zu bauen?

Schon als Kind montierte und baute ich sehr viel. Die Fahrräder in der Familie habe ich häufig de- und wieder montiert. Später nahm ich auch kleine Veränderungen an Stahlrahmen vor und habe deshalb das Internet Forum Framebuilders List jeden Tag gelesen. Eines Tages hatte Rahmenbauer Doug Fattic eine Mail geschrieben, dass es einen freien Platz in seinem nächsten Kurs gab. Ich hatte noch einige Tage Urlaub und etwas gespartes Geld und so war die Entscheidung schnell getroffen.

pcb: Wie lange gibt es Kurtz schon und welche Geschichte steht hinter dem Namen?

Kurtz ist die Familienname meiner Mutter und er ist eine Reminiszenz an meinen Großvater. Den ersten Rahmen unter diesem Namen habe ich 2009 gebaut.

pcb: Warum baust du Stahlrahmen?

Stahlrahmen sind schön und zeitlos. Außerdem ist Stahl ein Material, mit dem ich sehr gerne
arbeite und das mir sehr viele Freiheiten läßt.

pcb: Du hast das Handwerk bei Doug Fattic in den USA und bei Tiziano Zullo in Italien gelernt. Gibt es im Rahmenbau Unterschiede zwischen den USA und Europa?

Der italienische Rahmenbau hat eine lange Geschichte und große Tradition. Es überwiegt die
Tradition. Hier werden die gemufften Rahmen mit Messing gelötet. Seit einigen Jahren
werden z.B. bei Zullo oder Pegoretti Rahmen auch TIG geschweißt.

In der USA hat der Handmade-Rahmenbau eine kürzere Geschichte. In den 70ern gründete Masi dort eine Fabrik und Rahmenbauer wie Doug Fattic oder Richard Sachs haben haben ihr Handwerk in England gelernt und ihr Wissen mitgebracht. Seitdem erfreut sich der Rahmenbau einer wachsenden Popularität. In den USA werden die gemufften Rahmen eher mit Silber gelötet, aber in gleichem Maß werden Fillet brazed oder TIG geschweißte Rahmen gebaut. Dort haben Innovationen und das Finden neuer Wege ein große Bedeutung.

pcb: Welches Design magst du persönlich – eher detailverliebt mit Muffen oder eher ein geradliniges
Design?

Neuestens eher das Zweite. Weniger ist mehr, aber diesen Prinzip kann man auch bei gemufften
Rahmen anwenden.

pcb: Wie sieht dein typischer Kunde aus?

Es gibt keine typische Kunden. Ich habe schon Rahmen für einen CX-Rennfahrer gebaut, der alle
seine Wünsche genau kannte, und auch ein Cityrad für eine Frau, die nur bequem in der Stadt bummeln und einkaufen wollte.

pcb: Gibt es auch Kundenwünsche, bei denen du nur mit dem Kopf schüttelst?

Ja, natürlich. Die Leute kommen manchmal mit so seltsamen Ideen, dass mir die Haare zu Berge stehen.
Dann versuche ich höflich nein sagen.

pcb: Wissen deine Kunden genau was sie wollen oder lassen sie dir viele Freiheiten?

Es gibt Beispiele für beides. Aber es gibt immer einen intensiven Austausch in e-mails oder
telefonisch, um alle Details abzusprechen. Ziel ist es, dass der Kunde am Ende zufrieden ist und der
Rahmen oder Fahrrad ihm bestens passt.

pcb: Wie viele Rahmen baust du im Jahr bzw. wie lange brauchst du für einen Rahmen?

Bisher hat sich jedes Jahr die Zahl erhöht. Dieses Jahr werden es 12. Der Zeitaufwand hängt sehr
vom Typ des Rahmens und anderen Details ab. Ein klassischer Rennradrahmen braucht zirka zwei
Wochen, ein Fillet Brazed Rahmen mit innenverlegten Zügen, Schutzblechen, Gepäckträger, Licht usw. manchmal mehr als ein Monat.

pcb: Stehst du dem Thema Fahrrad rationaler gegenüber, seitdem Du sie selber baust oder ist die
Leidenschaft noch größer geworden?

Die Leidenschaft ist geblieben, die Zeit dafür hat sich leider bedeutend verringert.

pcb: Gibt es in Ungarn ein richtige Rahmenbauszene oder nur einige Einzelkämpfer?

Nur Einige, insgesamt drei. Kämpfer ist richtige Wort dafür. Es ist ein knappes Auskommen und man braucht die nötige Leidenschaft, um dabei zu bleiben und weiterzumachen.

pcb: Wie sieht die Radszene in Budapest aus?

Zum Glück immer besser. Die Leute haben leider nicht viel Geld. Das ist einerseits gut für
die Radszene, da immer mehr vom Auto zum Fahrrad wechseln. Auch die Regierung hat bemerkt, dass für Radwege und für die Radkultur im Verkehr mehr Geld ausgegeben werden sollte. Andererseits ist das auch schlecht für die Rahmenbauer, weil sich die meisten Menschen einen auf Maß gebauten Rahmen nicht leisten können.

pcb: Gibt es noch ein Traumrad?

Vielleicht werde ich mir noch einen Randonneur für längere Touren bauen.

pcb: Was steht noch auf deiner to-do-Liste, was möchtest du noch mit dem Rad erleben?

Einmal mit dem Fahrrad durch die Pyrenäen zu fahren, vom Mittelmeer bis zum Atlantik. Das ist
mein Traum.

pcb: Bekommst du als Rahmenbauer Trends in der Fahrradszene schneller mit?

Nur weil ich mich schon lange dafür interessiere und daher weiß, wo ich im Internet suchen muss.

pcb: Was denkst du, erwartet uns in den nächsten Jahren an Entwicklungen?

Sehr viel Carbon, immer mehr Scheibenbremsen, die Züge werden langsam durch Elektronik ersetzt. Vielleicht kommt einmal eine elektronische Bremse – für die Mutigen.

pcb: Gibt es Projekte, die du für die Zukunft hast?

Innerhalb von zwei Jahren möchte ich auch Titanrahmen bauen.

Vielen Dank für das Interview und wir wünschen dir eine gute Zeit in Berlin

















(Quelle Fotos: Dávid Szabó/Kurtz)

pcb: Dávid, erzählt uns kurz, wo du herkommst und warum du so gut deutsch sprichst?

Ich komme aus Krottendorf, dass vor dem Krieg von der deutschen Minderheit bewohnt wurde. Nach dem Krieg wurden die Ungarndeutschen ausgesiedelt, aber rund zehn Prozent, wie meine Großeltern, sind hier geblieben. Als ich geboren wurde, war das Dorf schon an Budapest angeschlossen, aber für mich wird es mein kleines Dorf bleiben.

pcb: Wie bist du zum Fahrrad gekommen?

Als kleines Kind fuhr ich mit den Rädern aus den sozialistischen Staaten viel auf unbefestigten, steinigen Straßen. Richtige Kinderräder gab es damals nicht, nur die sogenannten “Camping” Klappräder in 20“ oder 24″. Später habe ich ein oranges Bonanza-Rad, mit Bananensattel von meinen Verwandten aus Deutschland bekommen. Das erste Rennrad schenkte mir mein Vater zu meinem 18. Geburtstag. Es war ein Favorit, aus der ehemaligen Tschechoslowakei. Seitdem ist das Rennrad meine Liebe.

pcb: Wenn du Rad fährst, bist du dann mehr Alltags- oder Freizeitfahrer?

Früher habe ich in unterschiedlichen Ecken der Stadt gearbeitet und bin mit meinem City-Rad zur Arbeit gependelt. Aber heute arbeite ich als Rahmenbauer zu Hause, und bin jetzt ein Freizeitfahrer.

pcb: Warum hast du angefangen Räder zu bauen?

Schon als Kind montierte und baute ich sehr viel. Die Fahrräder in der Familie habe ich häufig de- und wieder montiert. Später nahm ich auch kleine Veränderungen an Stahlrahmen vor und habe deshalb das Internet Forum Framebuilders List jeden Tag gelesen. Eines Tages hatte Rahmenbauer Doug Fattic eine Mail geschrieben, dass es einen freien Platz in seinem nächsten Kurs gab. Ich hatte noch einige Tage Urlaub und etwas gespartes Geld und so war die Entscheidung schnell getroffen.

pcb: Wie lange gibt es Kurtz schon und welche Geschichte steht hinter dem Namen?

Kurtz ist die Familienname meiner Mutter und er ist eine Reminiszenz an meinen Großvater. Den ersten Rahmen unter diesem Namen habe ich 2009 gebaut.

pcb: Warum baust du Stahlrahmen?

Stahlrahmen sind schön und zeitlos. Außerdem ist Stahl ein Material, mit dem ich sehr gerne
arbeite und das mir sehr viele Freiheiten läßt.

pcb: Du hast das Handwerk bei Doug Fattic in den USA und bei Tiziano Zullo in Italien gelernt. Gibt es im Rahmenbau Unterschiede zwischen den USA und Europa?

Der italienische Rahmenbau hat eine lange Geschichte und große Tradition. Es überwiegt die
Tradition. Hier werden die gemufften Rahmen mit Messing gelötet. Seit einigen Jahren
werden z.B. bei Zullo oder Pegoretti Rahmen auch TIG geschweißt.

In der USA hat der Handmade-Rahmenbau eine kürzere Geschichte. In den 70ern gründete Masi dort eine Fabrik und Rahmenbauer wie Doug Fattic oder Richard Sachs haben haben ihr Handwerk in England gelernt und ihr Wissen mitgebracht. Seitdem erfreut sich der Rahmenbau einer wachsenden Popularität. In den USA werden die gemufften Rahmen eher mit Silber gelötet, aber in gleichem Maß werden Fillet brazed oder TIG geschweißte Rahmen gebaut. Dort haben Innovationen und das Finden neuer Wege ein große Bedeutung.

pcb: Welches Design magst du persönlich – eher detailverliebt mit Muffen oder eher ein geradliniges
Design?

Neuestens eher das Zweite. Weniger ist mehr, aber diesen Prinzip kann man auch bei gemufften
Rahmen anwenden.

pcb: Wie sieht dein typischer Kunde aus?

Es gibt keine typische Kunden. Ich habe schon Rahmen für einen CX-Rennfahrer gebaut, der alle
seine Wünsche genau kannte, und auch ein Cityrad für eine Frau, die nur bequem in der Stadt bummeln und einkaufen wollte.

pcb: Gibt es auch Kundenwünsche, bei denen du nur mit dem Kopf schüttelst?

Ja, natürlich. Die Leute kommen manchmal mit so seltsamen Ideen, dass mir die Haare zu Berge stehen.
Dann versuche ich höflich nein sagen.

pcb: Wissen deine Kunden genau was sie wollen oder lassen sie dir viele Freiheiten?

Es gibt Beispiele für beides. Aber es gibt immer einen intensiven Austausch in e-mails oder
telefonisch, um alle Details abzusprechen. Ziel ist es, dass der Kunde am Ende zufrieden ist und der
Rahmen oder Fahrrad ihm bestens passt.

pcb: Wie viele Rahmen baust du im Jahr bzw. wie lange brauchst du für einen Rahmen?

Bisher hat sich jedes Jahr die Zahl erhöht. Dieses Jahr werden es 12. Der Zeitaufwand hängt sehr
vom Typ des Rahmens und anderen Details ab. Ein klassischer Rennradrahmen braucht zirka zwei
Wochen, ein Fillet Brazed Rahmen mit innenverlegten Zügen, Schutzblechen, Gepäckträger, Licht usw. manchmal mehr als ein Monat.

pcb: Stehst du dem Thema Fahrrad rationaler gegenüber, seitdem Du sie selber baust oder ist die
Leidenschaft noch größer geworden?

Die Leidenschaft ist geblieben, die Zeit dafür hat sich leider bedeutend verringert.

pcb: Gibt es in Ungarn ein richtige Rahmenbauszene oder nur einige Einzelkämpfer?

Nur Einige, insgesamt drei. Kämpfer ist richtige Wort dafür. Es ist ein knappes Auskommen und man braucht die nötige Leidenschaft, um dabei zu bleiben und weiterzumachen.

pcb: Wie sieht die Radszene in Budapest aus?

Zum Glück immer besser. Die Leute haben leider nicht viel Geld. Das ist einerseits gut für
die Radszene, da immer mehr vom Auto zum Fahrrad wechseln. Auch die Regierung hat bemerkt, dass für Radwege und für die Radkultur im Verkehr mehr Geld ausgegeben werden sollte. Andererseits ist das auch schlecht für die Rahmenbauer, weil sich die meisten Menschen einen auf Maß gebauten Rahmen nicht leisten können.

pcb: Gibt es noch ein Traumrad?

Vielleicht werde ich mir noch einen Randonneur für längere Touren bauen.

pcb: Was steht noch auf deiner to-do-Liste, was möchtest du noch mit dem Rad erleben?

Einmal mit dem Fahrrad durch die Pyrenäen zu fahren, vom Mittelmeer bis zum Atlantik. Das ist
mein Traum.

pcb: Bekommst du als Rahmenbauer Trends in der Fahrradszene schneller mit?

Nur weil ich mich schon lange dafür interessiere und daher weiß, wo ich im Internet suchen muss.

pcb: Was denkst du, erwartet uns in den nächsten Jahren an Entwicklungen?

Sehr viel Carbon, immer mehr Scheibenbremsen, die Züge werden langsam durch Elektronik ersetzt. Vielleicht kommt einmal eine elektronische Bremse – für die Mutigen.

pcb: Gibt es Projekte, die du für die Zukunft hast?

Innerhalb von zwei Jahren möchte ich auch Titanrahmen bauen.

Vielen Dank für das Interview und wir wünschen dir eine gute Zeit in Berlin