pcb: Reimer und Urs – erzählt kurz, wo ihr herkommt und wie ihr euch gefunden habt.
Reimer: Ich komme ursprünglich aus Hamburg. Urs habe ich 2003 in Tarifa in Spanien am Strand kennengelernt. Wir haben uns auch relativ schnell zusammen selbständig gemacht. Ich bin früher als Fahrradkurier in Hamburg gefahren und dann nach Berlin umgezogen und jetzt auch mit der Firma.
Urs: Ich komme aus der Schweiz, wie man hört und habe damals in Tarifa gelebt. Wir haben zusammen in Spanien eine Werkstatt aufgemacht und Segel und Kites entwickelt. Wir haben mit Wassersport begonnen und sind dann langsam ins Taschen- und Fahrradbusiness gerutscht. Durch die Segelentwicklung bin ich dann nach China gegangen und habe dort auch einige Jahre gelebt. So kam dann auch die ganze Produktionsseite zustande.
pcb: Wie war euer Einstieg zum Thema Taschen, wie hat alles angefangen?
Reimer: Wir haben uns in Spanien 2005 als Dock 11 selbstständig gemacht. Dann kam relativ schnell die Idee eine vernünftige Tasche zu bauen. Ich wusste vom Kurierfahren, dass es eigentlich nur einen Hersteller gab und mich hat immer genervt, dass der Schultergurt am Hals gescheuert hat. Durch die Entwicklungsarbeit im Segelbereich hatten wir Kontakt mit anderen Materialien und haben begonnen die Sachen miteinander zu verknüpfen und rumzubasteln.
pcb: Ist der Name Dock 11 noch angelehnt an eure Wassersportgeschichte?
Reimer: Ein Dock ist ein Ort an dem hart gearbeitet wird. Und wir haben uns immer als Werkstatt verstanden. Das ist nichts Buntes, kein Fashionstore sondern eine Werkstatt in der ehrlich gearbeitet wird. Deswegen haben wir das Dock als Namen und als Logo den Kran gewählt.
pcb: Wie lange hat es von der ersten Idee bis zum ersten Prototypen eurer Tasche gedauert?
Reimer: Wir hatten damals das Glück, dass wir uns Zeit lassen konnten. Wir hatten Kunden für die wir entwickelt haben und wenn etwas Zeit zwischendurch war, haben wir ein paar Sachen gemacht, etwas weiter optimiert oder einen neuen Prototypen gebaut, wenn Urs mal wieder in China war. Wir haben fast zwei Jahre gebraucht für die erste Tasche und 2010 haben wir den ersten Schwung von unserer Fast Ali fertigen lassen.
pcb: Warum Fast Ali?
Reimer: Ali ist ein Fahrradkurier aus Hamburg und er hat alle unsere Prototypen getestet.
pcb: Wie seid ihr den Vertrieb angegangen und wie habt ihr angefangen euer Produkt bekannt gemacht?
Reimer: An Anfang im Eigenvertrieb. Wir haben auch ein paar Messen mitgenommen und waren mit einem Stand vertreten, haben Infosheets und Preislisten verteilt. Wir haben auch Händler angesprochen, die in unserem Segment – Fixie und Singlespeed – vertreten sind. Anschließend sind wir dann einmal rumgereist und haben die Taschen vorgestellt. Seit Ende letzten Jahres haben wir noch einen Vertrieb hinzugenommen, der sich auch um das Ausland kümmern soll.
pcb: In welchen Ländern bekommt man eure Taschen?
Reimer: In erster Linie in Deutschland, aber es gibt auch einen Händler in Dänemark, in Schweden, in Österreich, in London und einen in Frankreich.
pcb: Wo seid ihr am stärksten vertreten? Eher in Nord- oder in Süddeutschland?
Reimer: Berlin – größte Stadt, größte Fahrradszene.
pcb: Würdet ihr sagen, dass es einen typischen Dock 11-Kunden gibt?
Urs: Wir versuchen schon ein breites Spektrum anzusprechen, aber vom Style ist schon noch etwas Punk-Rock drin.
Reimer: Wir haben uns viel Mühe gegeben unsere Taschen multifunktional zu gestalten. Unsere meistverkaufte Tasche ist ein mittelgroßes Messengerbag, welches ein gepolstertes und wasserdichtes Laptopsleeve hat. Das wird eben am meisten von Leuten gekauft, die mit einer coolen Tasche morgens zur Arbeit fahren wollen und wissen, da kann man den Rechner mitnehmen und es ist scheißegal, ob es regnet oder was sonst passiert.
pcb: Was unterscheidet eure Taschen von anderen?
Urs: Unser Augenmerk liegt auf Funktionalität und Langlebigkeit. Es ist nichts an den Taschen, was man nicht braucht. Aber was sie können, müssen sie perfekt können. Wie schon gesagt, darf z.B. der Laptop nicht nass werden, wenn es regnet.
Reimer: Worauf wir speziell geachtet haben, ist ein vernünftiger Schultergurt. Dafür nehmen wir PVA-Schaum, der mit Lycra laminiert wird und die Gurte sind, wie im Wassersport, mit Neopren eingefasst damit sie nicht am Hals scheuern.
Urs: Der Vorteil von den dreidimensionalen Schultergurten und Rückenpolstern liegt natürlich darin, dass man sie so gestalten kann, dass sie z.B. nicht auf der Wirbelsäule liegen. Da haben wir speziell beim Rucksack Wert darauf gelegt.
pcb: Wir hatten in den letzten Jahren den Eindruck, dass zwar mit dem Mountainbike in den 90ern vor allem die Rucksackhersteller sehr viel Wert auf die Ergonomie gelegt haben. Im Bereich der Messengerbags war das lange Zeit kein Thema, oder?
Reimer: Das hat einen einfachen Grund: Es kostet Geld.
Urs: Das 3D-Molding ist richtig teuer. Da wird aus einem Alublock eine Negativform gefräst, die dann mit EVA-Schaum ausgegossen wird. Das kann man nicht per Hand machen und es bedarf entsprechender Werkzeuge, die ziemlich teuer sind.
pcb: Ihr habt ja der Fast Ali mittlerweile weitere Produkte zur Seite gestellt. Könnt ihr sagen, wie lange ihr für eine Neuentwicklung braucht?
Urs: Das ist von Produkt zu Produkt verschieden, aber immer viel länger, als wir wollen. Manchmal hat man eine Idee, bekommt es aber nicht hin und wurstelt dann ewig an irgendwelchen Details rum. Wichtig ist uns, dass das Produkt wirklich fertig ist. Da kommt es auf Zeit nicht so an.
pcb: Wie sieht die Arbeitsaufteilung bei euch aus?
Urs: Reimer kümmert sich um die Kundenakquise während ich mich um die Produktion kümmere. Die Entwicklung teilen wir uns.
pcb: Seit Mai habt ihr den Showroom…
Reimer: … der gleichzeitig mein Büro und Prototypenwerkstatt ist. Davor hatten wir ganz pragmatisch nur ein Lager bei Hamburg.
pcb: Warum Berlin?
Reimer: Berlin ist die einzige Alternative für einen Hamburger.
pcb: Und Urs?
Urs: Ich lebe ja in Taipei und pendele eher zwischen Taiwan und der Fabrik in China als nach Berlin.
pcb: Und wie sieht eure Zusammenarbeit auf diese Entfernung praktisch aus?
Reimer: Es gibt ja Skype…
Urs: …und ich komme schon viermal im Jahr hierher.
pcb: Braucht man in China auch ein gutes Feeling für die Mentalität?
Urs: Es vereinfacht vieles, vor allem wenn man die Sprache spricht, die Menschen versteht und respektiert. Viele Designer machen oft den Fehler, dass sie für zwei Wochen nach China kommen und denken, die sind hier eh alle doof.
pcb: Merk ihr auch, dass China durch den Aufschwung als Produktionsstandort teurer wird? Viele Hersteller weichen mittlerweile schon auf andere billigere Standorte aus.
Urs: Auf jeden Fall. Jedes Jahr steigen die Löhne um ca. 30%. Was sich aber mehr niederschlägt ist die gesamte Rohstoffsituation.
Reimer: Wir könnten auch zum fast gleichen Preis in Europa produzieren, was für uns den Vorteil hätte, dass wir die Mehrwertsteuer nicht vorschießen müssen, keinen Zoll zahlen, weniger Transportkosten hätten. Faktisch sieht es aber so aus, dass wir schon sehr lange bei der Factory in China sind. Die Leute sind cool und es ist auch ein freundschaftliches Verhältnis. Deshalb bleiben wir auch dort.
pcb: Welche Perspektiven wünscht ihr euch für Dock 11?
Reimer: Wir wollen uns etwas breiter aufstellen, was auch etwas mainstreamigere Produkte beinhaltet, aber wir bleiben auf jeden Fall im Radsegment. Da kommen wir her und da wollen wir bleiben.
pcb: Seht ihr noch Weiterentwicklungspotenzial bei euren Taschen?
Urs: Ich hätte gerne eine wasserdichte Tasche, die man auch ins Wasser tauchen kann. Aber das lässt sich nicht in einem vernünftigen finanziellen Rahmen fertigen. Dann müsste man die Taschen auch komplett schweißen und das sieht schnell mal schrottig aus.
Reimer: Experimentiert haben wir damit jedoch schon mal.
pcb: Habt ihr noch einen Prototypen da?
Reimer: Die liegen alle in China und sind auch nicht wirklich schön. Wenn wir die nähen, sehen die nicht so gut aus, wie die professionell genähten Taschen. Es kommt auch schon vor, dass ein Gurt mal schnell angetackert wird, um zu schauen wie es aussieht.
pcb: Sind die Materialien auch einer permanenten technischen Entwicklung unterworfen?
Urs: Es ändert sich schon. Gewisse Materialien dürfen mittlerweile in Europa oder Amerika nicht mehr verwendet werden. Da es diese Materialien in China noch gibt, muss man da immer aufpassen. Die Oberflächenbeschichtungen ändern sich auch immer wieder, um Materialien geschmeidiger oder UV-resistenter zu machen. Das ist auch ein riesiger Markt und da gibt es eine ständige Entwicklung. Da steckt auch eine Menge Know-How und Technik drin.
pcb: Wie kam es zu euren breiten Engagement im Bikepolo? Spielt ihr selbst?
Reimer: Ich spiele Bikepolo, Urs ist Rennradfahrer. Ich habe das 2010 gesehen und hab gedacht, das ist total geil und das musst du austesten. Es hat mir sofort gefallen und seitdem spiele ich. Wir haben beschlossen Bikepolo zu sponsern und unterstützen viele Veranstaltungen. Die letzten Jahre waren wir Sponsor der Deutschen Bikepolo Meisterschaft, in diesem Jahr der Europäischen Bikepolo Meisterschaft und bei diversen anderen Turnieren. Seit diesem Jahr sponsern wir auch ein Bikepolo-Team, das Berliner Team Bambule.
pcb: Könnt ihr euch auch Produkte im Rennradbereich vorstellen?
Reimer: Da denken wir schon länger drüber nach. Uns ist da aber noch nichts gescheites begegnet oder eingefallen.
Urs: Das Problem ist, dass Rennradfahrer nicht viel mitnehmen. Höchstens mal eine Satteltasche.
pcb: Urs, kommst du noch viel zu Rennradfahren in Taiwan?
Urs: Ja, ich fahre in der Woche rund 400km. Taiwan ist Rennradland Nummer eins, es ist absolut genial zum Rennradfahren. Ich fahre in fünf Minuten raus aus Taipei und den ersten Berg hoch. Da kommen sofort kleine Straßen und viele kleine Pässe, die rund 700m hoch sind. Da kann man an einem Tag gut 4000 Höhenmeter schaffen. Es gibt mit dem King of the Mountains eines der härtesten Rennen. Da geht es von Null auf 3300 Meter raus, das ist ein Anstieg mit 92 km Länge. Taiwan ist eine wunderschöne grüne Insel mit hohen Bergen, aber das hat noch niemand richtig auf dem Schirm. Taiwan wird oft noch als das dreckige Industrieloch gesehen.
pcb: Wie sieht es in Taiwan mit der Radkultur aus?
Urs: Fahrradfahren ist in Taiwan extrem groß. Die Meisten fahren Rennrad und die Kids fahren alle fixed. Es ist auch ziemlich Hightech, was dort unterwegs ist. Wer dort Geld hat, kauft alles was geht. Bianchi, Colnago – alles wo Made in Italy draufsteht, ist extrem angesagt. Da sieht man öfters mal Räder für 15.000$.
Reimer: In China ist fixed ein riesiges Thema. Aber bunter. Die Asiaten mögen es eher knallig und man sieht zahlreiche komplett pinke oder neongelbe Bikes.
pcb: Wie sieht dein momentaner Radgebrauch aus?
Reimer: Ich mache mittlerweile alles mit dem Rad. Ich habe letztes Jahr mein Auto verkauft und gegen eine Bahncard getauscht.
pcb: Euer aktueller Fuhrpark?
Urs: Ich fahre ein Giant TCR Rennrad, bin aber nicht auf eine Marke festgelegt. Das Rad muss passen und der Preis muss stimmen. Ich hab auch noch ein Alltagsrad.
Reimer: Ein Commencal Mountainbike und ein Commencal 4X weil ich die Marke sehr sympathisch finde. Mein Fixie ist ein Goldsprint-Rahmen, dann noch ein Rennrad, ein altes Bianchi und einen Oldtimer. Und fast vergessen: Mein Bikepolorad.
pcb: Vielen Dank für das entspannte Gespräch bei entspannten 35°C.
pcb: Reimer und Urs – erzählt kurz, wo ihr herkommt und wie ihr euch gefunden habt.
Reimer: Ich komme ursprünglich aus Hamburg. Urs habe ich 2003 in Tarifa in Spanien am Strand kennengelernt. Wir haben uns auch relativ schnell zusammen selbständig gemacht. Ich bin früher als Fahrradkurier in Hamburg gefahren und dann nach Berlin umgezogen und jetzt auch mit der Firma.
Urs: Ich komme aus der Schweiz, wie man hört und habe damals in Tarifa gelebt. Wir haben zusammen in Spanien eine Werkstatt aufgemacht und Segel und Kites entwickelt. Wir haben mit Wassersport begonnen und sind dann langsam ins Taschen- und Fahrradbusiness gerutscht. Durch die Segelentwicklung bin ich dann nach China gegangen und habe dort auch einige Jahre gelebt. So kam dann auch die ganze Produktionsseite zustande.
pcb: Wie war euer Einstieg zum Thema Taschen, wie hat alles angefangen?
Reimer: Wir haben uns in Spanien 2005 als Dock 11 selbstständig gemacht. Dann kam relativ schnell die Idee eine vernünftige Tasche zu bauen. Ich wusste vom Kurierfahren, dass es eigentlich nur einen Hersteller gab und mich hat immer genervt, dass der Schultergurt am Hals gescheuert hat. Durch die Entwicklungsarbeit im Segelbereich hatten wir Kontakt mit anderen Materialien und haben begonnen die Sachen miteinander zu verknüpfen und rumzubasteln.
pcb: Ist der Name Dock 11 noch angelehnt an eure Wassersportgeschichte?
Reimer: Ein Dock ist ein Ort an dem hart gearbeitet wird. Und wir haben uns immer als Werkstatt verstanden. Das ist nichts Buntes, kein Fashionstore sondern eine Werkstatt in der ehrlich gearbeitet wird. Deswegen haben wir das Dock als Namen und als Logo den Kran gewählt.
pcb: Wie lange hat es von der ersten Idee bis zum ersten Prototypen eurer Tasche gedauert?
Reimer: Wir hatten damals das Glück, dass wir uns Zeit lassen konnten. Wir hatten Kunden für die wir entwickelt haben und wenn etwas Zeit zwischendurch war, haben wir ein paar Sachen gemacht, etwas weiter optimiert oder einen neuen Prototypen gebaut, wenn Urs mal wieder in China war. Wir haben fast zwei Jahre gebraucht für die erste Tasche und 2010 haben wir den ersten Schwung von unserer Fast Ali fertigen lassen.
pcb: Warum Fast Ali?
Reimer: Ali ist ein Fahrradkurier aus Hamburg und er hat alle unsere Prototypen getestet.
pcb: Wie seid ihr den Vertrieb angegangen und wie habt ihr angefangen euer Produkt bekannt gemacht?
Reimer: An Anfang im Eigenvertrieb. Wir haben auch ein paar Messen mitgenommen und waren mit einem Stand vertreten, haben Infosheets und Preislisten verteilt. Wir haben auch Händler angesprochen, die in unserem Segment – Fixie und Singlespeed – vertreten sind. Anschließend sind wir dann einmal rumgereist und haben die Taschen vorgestellt. Seit Ende letzten Jahres haben wir noch einen Vertrieb hinzugenommen, der sich auch um das Ausland kümmern soll.
pcb: In welchen Ländern bekommt man eure Taschen?
Reimer: In erster Linie in Deutschland, aber es gibt auch einen Händler in Dänemark, in Schweden, in Österreich, in London und einen in Frankreich.
pcb: Wo seid ihr am stärksten vertreten? Eher in Nord- oder in Süddeutschland?
Reimer: Berlin – größte Stadt, größte Fahrradszene.
pcb: Würdet ihr sagen, dass es einen typischen Dock 11-Kunden gibt?
Urs: Wir versuchen schon ein breites Spektrum anzusprechen, aber vom Style ist schon noch etwas Punk-Rock drin.
Reimer: Wir haben uns viel Mühe gegeben unsere Taschen multifunktional zu gestalten. Unsere meistverkaufte Tasche ist ein mittelgroßes Messengerbag, welches ein gepolstertes und wasserdichtes Laptopsleeve hat. Das wird eben am meisten von Leuten gekauft, die mit einer coolen Tasche morgens zur Arbeit fahren wollen und wissen, da kann man den Rechner mitnehmen und es ist scheißegal, ob es regnet oder was sonst passiert.
pcb: Was unterscheidet eure Taschen von anderen?
Urs: Unser Augenmerk liegt auf Funktionalität und Langlebigkeit. Es ist nichts an den Taschen, was man nicht braucht. Aber was sie können, müssen sie perfekt können. Wie schon gesagt, darf z.B. der Laptop nicht nass werden, wenn es regnet.
Reimer: Worauf wir speziell geachtet haben, ist ein vernünftiger Schultergurt. Dafür nehmen wir PVA-Schaum, der mit Lycra laminiert wird und die Gurte sind, wie im Wassersport, mit Neopren eingefasst damit sie nicht am Hals scheuern.
Urs: Der Vorteil von den dreidimensionalen Schultergurten und Rückenpolstern liegt natürlich darin, dass man sie so gestalten kann, dass sie z.B. nicht auf der Wirbelsäule liegen. Da haben wir speziell beim Rucksack Wert darauf gelegt.
pcb: Wir hatten in den letzten Jahren den Eindruck, dass zwar mit dem Mountainbike in den 90ern vor allem die Rucksackhersteller sehr viel Wert auf die Ergonomie gelegt haben. Im Bereich der Messengerbags war das lange Zeit kein Thema, oder?
Reimer: Das hat einen einfachen Grund: Es kostet Geld.
Urs: Das 3D-Molding ist richtig teuer. Da wird aus einem Alublock eine Negativform gefräst, die dann mit EVA-Schaum ausgegossen wird. Das kann man nicht per Hand machen und es bedarf entsprechender Werkzeuge, die ziemlich teuer sind.
pcb: Ihr habt ja der Fast Ali mittlerweile weitere Produkte zur Seite gestellt. Könnt ihr sagen, wie lange ihr für eine Neuentwicklung braucht?
Urs: Das ist von Produkt zu Produkt verschieden, aber immer viel länger, als wir wollen. Manchmal hat man eine Idee, bekommt es aber nicht hin und wurstelt dann ewig an irgendwelchen Details rum. Wichtig ist uns, dass das Produkt wirklich fertig ist. Da kommt es auf Zeit nicht so an.
pcb: Wie sieht die Arbeitsaufteilung bei euch aus?
Urs: Reimer kümmert sich um die Kundenakquise während ich mich um die Produktion kümmere. Die Entwicklung teilen wir uns.
pcb: Seit Mai habt ihr den Showroom…
Reimer: … der gleichzeitig mein Büro und Prototypenwerkstatt ist. Davor hatten wir ganz pragmatisch nur ein Lager bei Hamburg.
pcb: Warum Berlin?
Reimer: Berlin ist die einzige Alternative für einen Hamburger.
pcb: Und Urs?
Urs: Ich lebe ja in Taipei und pendele eher zwischen Taiwan und der Fabrik in China als nach Berlin.
pcb: Und wie sieht eure Zusammenarbeit auf diese Entfernung praktisch aus?
Reimer: Es gibt ja Skype…
Urs: …und ich komme schon viermal im Jahr hierher.
pcb: Braucht man in China auch ein gutes Feeling für die Mentalität?
Urs: Es vereinfacht vieles, vor allem wenn man die Sprache spricht, die Menschen versteht und respektiert. Viele Designer machen oft den Fehler, dass sie für zwei Wochen nach China kommen und denken, die sind hier eh alle doof.
pcb: Merk ihr auch, dass China durch den Aufschwung als Produktionsstandort teurer wird? Viele Hersteller weichen mittlerweile schon auf andere billigere Standorte aus.
Urs: Auf jeden Fall. Jedes Jahr steigen die Löhne um ca. 30%. Was sich aber mehr niederschlägt ist die gesamte Rohstoffsituation.
Reimer: Wir könnten auch zum fast gleichen Preis in Europa produzieren, was für uns den Vorteil hätte, dass wir die Mehrwertsteuer nicht vorschießen müssen, keinen Zoll zahlen, weniger Transportkosten hätten. Faktisch sieht es aber so aus, dass wir schon sehr lange bei der Factory in China sind. Die Leute sind cool und es ist auch ein freundschaftliches Verhältnis. Deshalb bleiben wir auch dort.
pcb: Welche Perspektiven wünscht ihr euch für Dock 11?
Reimer: Wir wollen uns etwas breiter aufstellen, was auch etwas mainstreamigere Produkte beinhaltet, aber wir bleiben auf jeden Fall im Radsegment. Da kommen wir her und da wollen wir bleiben.
pcb: Seht ihr noch Weiterentwicklungspotenzial bei euren Taschen?
Urs: Ich hätte gerne eine wasserdichte Tasche, die man auch ins Wasser tauchen kann. Aber das lässt sich nicht in einem vernünftigen finanziellen Rahmen fertigen. Dann müsste man die Taschen auch komplett schweißen und das sieht schnell mal schrottig aus.
Reimer: Experimentiert haben wir damit jedoch schon mal.
pcb: Habt ihr noch einen Prototypen da?
Reimer: Die liegen alle in China und sind auch nicht wirklich schön. Wenn wir die nähen, sehen die nicht so gut aus, wie die professionell genähten Taschen. Es kommt auch schon vor, dass ein Gurt mal schnell angetackert wird, um zu schauen wie es aussieht.
pcb: Sind die Materialien auch einer permanenten technischen Entwicklung unterworfen?
Urs: Es ändert sich schon. Gewisse Materialien dürfen mittlerweile in Europa oder Amerika nicht mehr verwendet werden. Da es diese Materialien in China noch gibt, muss man da immer aufpassen. Die Oberflächenbeschichtungen ändern sich auch immer wieder, um Materialien geschmeidiger oder UV-resistenter zu machen. Das ist auch ein riesiger Markt und da gibt es eine ständige Entwicklung. Da steckt auch eine Menge Know-How und Technik drin.
pcb: Wie kam es zu euren breiten Engagement im Bikepolo? Spielt ihr selbst?
Reimer: Ich spiele Bikepolo, Urs ist Rennradfahrer. Ich habe das 2010 gesehen und hab gedacht, das ist total geil und das musst du austesten. Es hat mir sofort gefallen und seitdem spiele ich. Wir haben beschlossen Bikepolo zu sponsern und unterstützen viele Veranstaltungen. Die letzten Jahre waren wir Sponsor der Deutschen Bikepolo Meisterschaft, in diesem Jahr der Europäischen Bikepolo Meisterschaft und bei diversen anderen Turnieren. Seit diesem Jahr sponsern wir auch ein Bikepolo-Team, das Berliner Team Bambule.
pcb: Könnt ihr euch auch Produkte im Rennradbereich vorstellen?
Reimer: Da denken wir schon länger drüber nach. Uns ist da aber noch nichts gescheites begegnet oder eingefallen.
Urs: Das Problem ist, dass Rennradfahrer nicht viel mitnehmen. Höchstens mal eine Satteltasche.
pcb: Urs, kommst du noch viel zu Rennradfahren in Taiwan?
Urs: Ja, ich fahre in der Woche rund 400km. Taiwan ist Rennradland Nummer eins, es ist absolut genial zum Rennradfahren. Ich fahre in fünf Minuten raus aus Taipei und den ersten Berg hoch. Da kommen sofort kleine Straßen und viele kleine Pässe, die rund 700m hoch sind. Da kann man an einem Tag gut 4000 Höhenmeter schaffen. Es gibt mit dem King of the Mountains eines der härtesten Rennen. Da geht es von Null auf 3300 Meter raus, das ist ein Anstieg mit 92 km Länge. Taiwan ist eine wunderschöne grüne Insel mit hohen Bergen, aber das hat noch niemand richtig auf dem Schirm. Taiwan wird oft noch als das dreckige Industrieloch gesehen.
pcb: Wie sieht es in Taiwan mit der Radkultur aus?
Urs: Fahrradfahren ist in Taiwan extrem groß. Die Meisten fahren Rennrad und die Kids fahren alle fixed. Es ist auch ziemlich Hightech, was dort unterwegs ist. Wer dort Geld hat, kauft alles was geht. Bianchi, Colnago – alles wo Made in Italy draufsteht, ist extrem angesagt. Da sieht man öfters mal Räder für 15.000$.
Reimer: In China ist fixed ein riesiges Thema. Aber bunter. Die Asiaten mögen es eher knallig und man sieht zahlreiche komplett pinke oder neongelbe Bikes.
pcb: Wie sieht dein momentaner Radgebrauch aus?
Reimer: Ich mache mittlerweile alles mit dem Rad. Ich habe letztes Jahr mein Auto verkauft und gegen eine Bahncard getauscht.
pcb: Euer aktueller Fuhrpark?
Urs: Ich fahre ein Giant TCR Rennrad, bin aber nicht auf eine Marke festgelegt. Das Rad muss passen und der Preis muss stimmen. Ich hab auch noch ein Alltagsrad.
Reimer: Ein Commencal Mountainbike und ein Commencal 4X weil ich die Marke sehr sympathisch finde. Mein Fixie ist ein Goldsprint-Rahmen, dann noch ein Rennrad, ein altes Bianchi und einen Oldtimer. Und fast vergessen: Mein Bikepolorad.
pcb: Vielen Dank für das entspannte Gespräch bei entspannten 35°C.