06.12.2011
pcb: Wie ging es los mit Cycle Art?
Gerrit: Der Auslöser war mein letzter Arbeitgeber und die Nachfrage in den Internetforen. Bei den Rädern, die ich für meine Freunde lackiert hatte, wurde immer gefragt, wer das gemacht hat. Und als ich mich dann gemeldet habe, hieß es gleich, ich sollte mich selbstständig machen, weil es so was noch nicht gibt.
pcb: Wie lange bist du am Start?
Gerrit: Im April werden es zwei Jahre.
pcb: Hattest du am Anfang auch mal Zweifel, ob das klappt mit der Selbstständigkeit?
Gerrit: Nein, ich habe mir mehr Gedanken gemacht, ob ich das zeitlich alles schaffe. Es ist halt alles Handarbeit und viele Kunden haben extravagante Wünsche. Das braucht alles seine Zeit und ich hab ja auch eine Frau und zwei Kinder. Wenn man morgens um acht aus dem Haus geht und um Mitternacht nach Haus kommt, stellt man sich schon die Frage, ob das so gewollt war.
pcb: Was war bisher dein Highlight, quasi dein Meisterstück?
Gerrit: Das gibt es nicht. Egal ob es die Rahmen für meine Kinder sind oder die von Kunden. Sie müssen meinen Ansprüchen entsprechen und müssen so sein, dass ich selbst damit fahren würde.
pcb: Gibt es auch Kundenwünsche, bei denen sich deine Nackenhaare aufstellen?
Gerrit: Ja, einen verrosteten Stahlrahmen mit Klarlack lackieren. Das geht nicht, ein bisschen Korrosionsschutz sollte schon sein. Aber ich wunder mich über nichts mehr, egal ob ein nagelneuer 2.000 €-Carbonrahmen mattschwarz werden soll oder ob ein Colnago Master Olympic mit Mapei-Design grau werden soll.
pcb: Was magst du an Rahmen besonders – eher Stahl, detailverliebt mit Muffen oder eher ein geradliniges Design?
Gerrit: Muffen find ich schon schöner. Da gibt es schöne Sachen, wie z.B. ein altes Bauer Kunstrad oder auch Daccordi hatte sehr schöne Muffen. Daran zu arbeiten macht auch mehr Spaß, als an einem Carbonrahmen.
pcb: Gibt es auch etwas was dir keinen Spaß macht und worauf du keine Lust hast?
Gerrit: Nein, das gibt es eigentlich nicht. Was ich aber nicht gern mache, ist das Nacharbeiten von Pulverbeschichtungen. Wenn ich da z.B. nachträglich Aufkleber einlackieren soll, schau ich mir erst die Pulverbeschichtung an. Wenn sie qualitativ zu schlecht sind, fasse ich die nicht an, da die schlechte Qualität sonst auf mich zurückfällt.
pcb: Gibt es etwas, wo du bei der Restauration eines Klassikers an Grenzen stößt?
Gerrit: Das größte Problem sind die originalen Sticker. Die besorge ich nicht. Die Sachen aus den 70er und 80er Jahren, wie Cinelli, Colnago und Pinarello kann man noch immer kaufen. Bei alten Rädern aus den 30er und 40ern ist es fast unmöglich authentische Dekore zu bekommen. Aber ich kann meinen Kunden dafür ein zwei Ansprechpartner nennen.
pcb: Hast du auch viele Kunden, die dir den Rahmen zuschicken, die du nie zu Gesicht bekommst?
Gerrit: Noch nicht so viele, aber es wird mehr. Der Rahmen, den ich grade bearbeite, kommt aus Norwegen.
pcb: Was ist für dich eine Perspektive? Was wünschst du dir und wo soll es hingehen?
Gerrit: Einfach eine bessere Location und eine bessere Ausstattung, damit ich schneller arbeiten kann.
pcb: Kannst du dir vorstellen in Zukunft noch ein, zwei Mitarbeiter ins Boot zu holen?
Gerrit: Nein, ich denke, ich würde niemanden finden, der meinen Ansprüchen gerecht wird.
pcb: Bist du bei deinen Ansprüchen an deine Arbeit auch immer mit dir selbst zufrieden?
Gerrit: Anfangs war es so, dass ich dienstags nichts machen konnte. Das war so, als würde hier die Hexe in der Ecke sitzen und es hat nichts funktioniert. Da hab ich dann immer gesagt: gut, machste morgen.
pcb: Gibt es bei den großen Herstellern Lackierungen, bei denen du sagst, die sind sehr gut?
Gerrit: Scott auf alle Fälle, auch Cannondale oder Pinarello und Colnago. Die haben sehr gute Lackierungen. Bei anderen Herstellern sieht man aber auch oft, dass das, was nicht im Sichtbereich ist z.B. nicht so sauber abgeklebt wurde.
pcb: Wer sind deine Kunden?
Gerrit: Das sind hauptsächlich Rennradsammler, die ihre Klassiker restaurieren. Mittlerweile kommen aber auch einige Mountainbiker.
pcb: Wie bist du zum Thema Fahrrad gekommen?
Gerrit: Ich bin schon mit drei Jahren gefahren und habe mit zehn angefangen selbst zu schrauben. Nach der Wende konnte man dann auch richtig Fahrräder kaufen.
pcb: …dein erstes „Westrad“?
Gerrit: Ein Mongoose Mountainbike.
pcb: Was fährst du aktuell?
Gerrit: Ein Focus Rennrad und mein Stadtrad ist ein Fixie, ein Specialized Langster.
pcb: Wissen deine Kunden immer was sie wollen oder lassen sie dir deine Freiheiten?
Gerrit: Manche Kunden wollen gelenkt werden. Sie hängen an ihrem alten Rad, wissen aber nicht so richtig, was daraus werden soll. Da sag ich auch schon mal: lass mich mal machen. Dann gestalte ich das nach meinen Vorstellungen und die Kunden sind dann immer auch glücklich.
pcb: Wie viele Stunden arbeitest du in der Woche?
Gerrit: Kann ich gar nicht so genau sagen. Dienstag und Donnerstag immer nur bis 14 Uhr, weil mein Kleener Radsport hat. Ansonsten wird’s auch schon mal länger, was auch immer davon abhängt, wie viel zu tun ist.
pcb: Danke und bis demnächst!
pcb: Wie ging es los mit Cycle Art?
Gerrit: Der Auslöser war mein letzter Arbeitgeber und die Nachfrage in den Internetforen. Bei den Rädern, die ich für meine Freunde lackiert hatte, wurde immer gefragt, wer das gemacht hat. Und als ich mich dann gemeldet habe, hieß es gleich, ich sollte mich selbstständig machen, weil es so was noch nicht gibt.
pcb: Wie lange bist du am Start?
Gerrit: Im April werden es zwei Jahre.
pcb: Hattest du am Anfang auch mal Zweifel, ob das klappt mit der Selbstständigkeit?
Gerrit: Nein, ich habe mir mehr Gedanken gemacht, ob ich das zeitlich alles schaffe. Es ist halt alles Handarbeit und viele Kunden haben extravagante Wünsche. Das braucht alles seine Zeit und ich hab ja auch eine Frau und zwei Kinder. Wenn man morgens um acht aus dem Haus geht und um Mitternacht nach Haus kommt, stellt man sich schon die Frage, ob das so gewollt war.
pcb: Was war bisher dein Highlight, quasi dein Meisterstück?
Gerrit: Das gibt es nicht. Egal ob es die Rahmen für meine Kinder sind oder die von Kunden. Sie müssen meinen Ansprüchen entsprechen und müssen so sein, dass ich selbst damit fahren würde.
pcb: Gibt es auch Kundenwünsche, bei denen sich deine Nackenhaare aufstellen?
Gerrit: Ja, einen verrosteten Stahlrahmen mit Klarlack lackieren. Das geht nicht, ein bisschen Korrosionsschutz sollte schon sein. Aber ich wunder mich über nichts mehr, egal ob ein nagelneuer 2.000 €-Carbonrahmen mattschwarz werden soll oder ob ein Colnago Master Olympic mit Mapei-Design grau werden soll.
pcb: Was magst du an Rahmen besonders – eher Stahl, detailverliebt mit Muffen oder eher ein geradliniges Design?
Gerrit: Muffen find ich schon schöner. Da gibt es schöne Sachen, wie z.B. ein altes Bauer Kunstrad oder auch Daccordi hatte sehr schöne Muffen. Daran zu arbeiten macht auch mehr Spaß, als an einem Carbonrahmen.
pcb: Gibt es auch etwas was dir keinen Spaß macht und worauf du keine Lust hast?
Gerrit: Nein, das gibt es eigentlich nicht. Was ich aber nicht gern mache, ist das Nacharbeiten von Pulverbeschichtungen. Wenn ich da z.B. nachträglich Aufkleber einlackieren soll, schau ich mir erst die Pulverbeschichtung an. Wenn sie qualitativ zu schlecht sind, fasse ich die nicht an, da die schlechte Qualität sonst auf mich zurückfällt.
pcb: Gibt es etwas, wo du bei der Restauration eines Klassikers an Grenzen stößt?
Gerrit: Das größte Problem sind die originalen Sticker. Die besorge ich nicht. Die Sachen aus den 70er und 80er Jahren, wie Cinelli, Colnago und Pinarello kann man noch immer kaufen. Bei alten Rädern aus den 30er und 40ern ist es fast unmöglich authentische Dekore zu bekommen. Aber ich kann meinen Kunden dafür ein zwei Ansprechpartner nennen.
pcb: Hast du auch viele Kunden, die dir den Rahmen zuschicken, die du nie zu Gesicht bekommst?
Gerrit: Noch nicht so viele, aber es wird mehr. Der Rahmen, den ich grade bearbeite, kommt aus Norwegen.
pcb: Was ist für dich eine Perspektive? Was wünschst du dir und wo soll es hingehen?
Gerrit: Einfach eine bessere Location und eine bessere Ausstattung, damit ich schneller arbeiten kann.
pcb: Kannst du dir vorstellen in Zukunft noch ein, zwei Mitarbeiter ins Boot zu holen?
Gerrit: Nein, ich denke, ich würde niemanden finden, der meinen Ansprüchen gerecht wird.
pcb: Bist du bei deinen Ansprüchen an deine Arbeit auch immer mit dir selbst zufrieden?
Gerrit: Anfangs war es so, dass ich dienstags nichts machen konnte. Das war so, als würde hier die Hexe in der Ecke sitzen und es hat nichts funktioniert. Da hab ich dann immer gesagt: gut, machste morgen.
pcb: Gibt es bei den großen Herstellern Lackierungen, bei denen du sagst, die sind sehr gut?
Gerrit: Scott auf alle Fälle, auch Cannondale oder Pinarello und Colnago. Die haben sehr gute Lackierungen. Bei anderen Herstellern sieht man aber auch oft, dass das, was nicht im Sichtbereich ist z.B. nicht so sauber abgeklebt wurde.
pcb: Wer sind deine Kunden?
Gerrit: Das sind hauptsächlich Rennradsammler, die ihre Klassiker restaurieren. Mittlerweile kommen aber auch einige Mountainbiker.
pcb: Wie bist du zum Thema Fahrrad gekommen?
Gerrit: Ich bin schon mit drei Jahren gefahren und habe mit zehn angefangen selbst zu schrauben. Nach der Wende konnte man dann auch richtig Fahrräder kaufen.
pcb: …dein erstes „Westrad“?
Gerrit: Ein Mongoose Mountainbike.
pcb: Was fährst du aktuell?
Gerrit: Ein Focus Rennrad und mein Stadtrad ist ein Fixie, ein Specialized Langster.
pcb: Wissen deine Kunden immer was sie wollen oder lassen sie dir deine Freiheiten?
Gerrit: Manche Kunden wollen gelenkt werden. Sie hängen an ihrem alten Rad, wissen aber nicht so richtig, was daraus werden soll. Da sag ich auch schon mal: lass mich mal machen. Dann gestalte ich das nach meinen Vorstellungen und die Kunden sind dann immer auch glücklich.
pcb: Wie viele Stunden arbeitest du in der Woche?
Gerrit: Kann ich gar nicht so genau sagen. Dienstag und Donnerstag immer nur bis 14 Uhr, weil mein Kleener Radsport hat. Ansonsten wird’s auch schon mal länger, was auch immer davon abhängt, wie viel zu tun ist.
pcb: Danke und bis demnächst!